Sie nennen es Beratung, wir nennen es Beteiligung am Krieg

Die Große Koalition hat ihr Versprechen gebrochen. Anstatt 2016 die Bundeswehr aus Afghanistan zurückzuholen, wird das Kontingent aufgestockt und sein Mandat erweitert. Die „Beratung“ soll nun auch an der Seite kämpfender afghanischer Spezialkräfte stattfinden. Schleichend wird die Bundeswehr wieder Teil des Krieges. DIE LINKE ist die einzige Fraktion, die diesen Einsatz geschlossen ablehnt. Hier meine Rede im Bundestag anlässlich des Antrages der Bundesregierung zur Aufstockung und Erweiterung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan:

Christine Buchholz (DIE LINKE):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Lieber Niels Annen, das war echt schwach.

(Beifall bei der LINKEN)

Seit 14 Jahren ist die Bundeswehr nun im Afghanistan-Krieg. Laut der Ärzteorganisation IPPNW sind in Afghanistan seit 2001 über 200 000 Menschen getötet worden, in der Mehrzahl Zivilisten. 55 Bundeswehrsoldaten starben in diesem Einsatz. Allein der deutsche Militäreinsatz verschlang viele Milliarden Euro.

Der afghanische Soldat Bakhtullah sagte kürzlich - ich zitiere aus einem Interview im Deutschlandfunk:

Als die Welt vor 14 Jahren nach Afghanistan kam, hieß es, dass sie uns den Frieden bringen. Aber es herrscht Krieg.

Meine Damen und Herren, der NATO-geführte Krieg in Afghanistan ist gescheitert.

(Beifall bei der LINKEN)

Vor einem Jahr versprach die Bundesregierung, dass die Bundeswehr 2016 aus Afghanistan abzieht. Davon ist keine Rede mehr.

Nun sagt Frau von der Leyen, es sei ein Fehler gewesen, sich überhaupt auf einen Abzugszeitpunkt festzulegen. Nein, der Fehler war, dass überhaupt jemals Bundeswehrtruppen nach Afghanistan entsandt worden sind.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))Read more

Bundesregierung macht Bundeswehr mitschuldig an Bombenkrieg

"Die Bundesregierung macht die Bundeswehr mitschuldig an einem Bombenkrieg, der immer mehr zivile Opfer fordert", kommentierte ich heute für die Partei DIE LINKE und als verteidigungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, die Meldung, wonach die Bundeswehr zweimal Kampfjets der internationalen Koalition gegen den IS in der Luft betankt habe:
Seit letzter Nacht ist die Bundeswehr aktiver Teil des Luftkrieges über dem Irak und Syrien, ohne dass klar wäre, wen die Bundeswehr betankt, und welche Ziele angegriffen werden. Diese Intransparenz hat System. So bleibt die konkrete Mitverantwortung im vagen, wenn wieder Unschuldige sterben. Bislang hat die US-geführte Allianz über Syrien und Irak über 31.800 Bomben und Raketen abgefeuert, bei denen laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen in 271 Fällen insgesamt zwischen 1.600 und 2.100 Zivilisten getötet worden seien.
Die Bekämpfung des Terrors ist ein Vorwand, um geostrategische Interessen zu kaschieren. Die Bundeswehr ist Teil einer Allianz, in der fast ausschließlich die USA und andere NATO-Staaten aktiv Luftangriffe durchführen. Der Einsatz der deutschen Luftwaffe von türkischem Territorium ist auch Teil eines verdeckten Konflikts mit Russland, das seinerseits keine Rücksicht auf die Bevölkerung bei der Bombardierung von Zielen in Syrien nimmt. Der Abschuss eines russischen Bombers durch die türkische Luftwaffe zeigt, wie rasch diese parallelen Bombenkampagnen über Syrien in einen großen Krieg umschlagen können.

Am Internationalen Tag der Menschenrechte beginnt der Kriegseinsatz der deutschen Bundeswehr in Syrien

Am morgigen 10. Dezember startet der erste Tornado der Bundeswehr in den Krieg nach Syrien. Bernd Riexinger, Vorsitzender der Partei DIE LINKE und Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen Bundestag und Mitglied des Geschäftsführenden Parteivorstandes:
Am Internationalen Tag der Menschenrechte beginnt der Kriegseinsatz der deutschen Bundeswehr in Syrien.
Dass die Bundesregierung ausgerechnet den Internationalen Tag der Menschenrechte für den Beginn einer völkerrechtswidrigen Militärintervention ausgewählt hat, ist blamabel und zynisch. Die Bundesregierung hat in Rekordtempo den Beschluss durch den Bundestag gepeitscht und stürzt die Bundeswehr kopflos und blindlings in einen Kriegseinsatz. Noch bevor die deutsche Bevölkerung das Ausmaß dieses Krieges und dessen Auswirkungen auf ihren Alltag begreifen, sollen Tatsachen geschaffen werden.Read more

Von der Leyen schickt Soldaten zu Weihnachten in den Krieg

Die Bundesregierung prescht diese Woche im Parlament binnen drei Tagen den Bundeswehreinsatz in Irak und Syrien durch. Mittendrin wird der Jahresbericht 2014 des Wehrbeauftragten behandelt. Als der vor einem Jahr geschrieben wurde, da sprach Ministerin von der Leyen noch vom familienfreundlichen Umbau der Bundeswehr. Nun sollen die ersten Soldaten schon zu Weihnachten vor und über Syrien im Kampfeinsatz sein.
Die Auslandseinsätze in Mali, Afghanistan, Syrien und Irak sind falsch und fordern zivile Opfer. Sie werden auf dem Rücken von Soldatinnen, Soldaten und ihren Familien ausgetragen.
Christine Buchholz (DIE LINKE):
Frau Präsidentin!
Sehr geehrter Herr Wehrbeauftragter!
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Meine Damen und Herren!
Die heutige Debatte zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten steht erneut unter dem Eindruck des Umbaus der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz. Nun geht es in den nächsten Krieg, nach Syrien und Irak. Die Bundesregierung peitscht in nicht weniger als einer Woche den größten Kampfeinsatz seit Afghanistan durch.Read more

Von der Leyen auf Geisterkurs

„Ministerin von der Leyen begründet zwar wortreich ihre falsche Entscheidung, deutsche Soldaten in den Krieg zu schicken, gibt aber keine Antwort auf die wirklich wichtigen Fragen“, kritisiert Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, die Pressekonferenz der Verteidigungsministerin zum geplanten Bundeswehreinsatz in Syrien und Irak.
„Von der Leyen sagt weder, wie die Strategie des Einsatzes aussieht, noch mit welchen Truppen die Bundeswehr am Boden in Syrien zusammenarbeiten soll. Und sie schloss eine Zusammenarbeit mit Assads Truppen nicht ausdrücklich aus. Die Ministerin nimmt augenscheinlich neue zivile Opfer in Kauf. Denn wie der Anti-Terror-Krieg unlängst zeigt, trifft er auch zahlreiche Zivilisten.
Die Bundesregierung stürzt die Bundeswehr in unverantwortlicher Weise in einen neuen Kampfeinsatz, ohne dass ein Ende oder die Kosten absehbar wären. Sie beteiligt sich an der Eskalation des Krieges im Mittleren Osten. Das wird den Terror nicht stoppen, sondern erhöht die Unsicherheit - auch in Deutschland.“
Wolfgang Gehrcke, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE ergänzt:Read more

Krieg ist die falsche Antwort

In der Bundestagdebatte um die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Syrien habe ich dem Angriff von Verteidigungsministerin von der Leyen, DIE LINKE habe keine Antworten, widersprochen. Die Bundesregierung hingegen ignoriert, dass durch die Bombardierungen seit einem Jahr der IS nicht geschwächt, sondern gestärkt wurde. Und dass die Bombardierungen zivile Opfer treffen. Mit Krieg kann man Terror nicht bekämpfen. Krieg ist die falsche Antwort.

Christine Buchholz (DIE LINKE):
Vielen Dank. – Frau von der Leyen, es gehört zur Demagogie von Kriegsreden,
(Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE] – Widerspruch bei der CDU/CSU)
denjenigen, die den Krieg ablehnen, zu unterstellen, sie hätten keine Antworten. Wenn Sie Herrn Bartsch zugehört hätten, wüssten Sie: Natürlich – das ist ganz klar – gibt es Antworten im Kampf gegen den IS.
(Beifall bei der LINKEN – Gunther Krichbaum [CDU/CSU]:Welche denn? Welche hat er gegeben? Keine einzige! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Welche denn?)
Schauen wir, was die US-Regierung gesagt hat, ein Jahr nachdem sie die Bombardierung von IS-Stellungen in Syrien und Irak begonnen hat. Sie hat gesagt: Es wurden IS-Kämpfer getötet, aber die Gesamtzahl ist gleich geblieben. – Das heißt, durch die Bombardierung wurde der IS nicht geschwächt, sondern er wurde letztendlich politisch gestärkt.
(Zuruf von der CDU/CSU: Ist das die Antwort?)
Zugleich hat das zu massiven Vertreibungen und Flucht sowie zu zivilen Opfern geführt. Darüber müssen wir hier auch reden. Ich frage mich, ob Sie, wenn Sie die Bilder für die Bomben liefern wollen, die in den nächsten Wochen und Monaten auf Syrien, auf Rakka, auf andere Städte geworfen werden, nicht tatsächlich einen Beitrag dazu leisten, dass der IS Unterstützung erhält, sowohl in Syrien und im Irak als auch von denen, die ihm in Europa zugehören, oder ob das tatsächlich ein Beitrag zum Frieden ist. Wir sind der Auffassung: Mit Krieg, mit Bomben kann man keinen Terror bekämpfen.
(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, wir haben es gehört! – Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Aber kein Rezept angeboten! Wo ist Ihr Rezept?)
Ich möchte, dass Sie sich hier dazu auch einmal positionieren und uns nicht pauschal unterstellen, wir hätten keine Antworten. Die haben wir. Sie haben die falschen.
(Beifall bei der LINKEN)

Terror lässt sich nicht mit Krieg bekämpfen – Argumente gegen den Bundeswehreinsatz in Syrien und Irak

In rekordverdächtigem Tempo prescht die Bundesregierung diese Woche einen Antrag durch das Parlament, der die Entsendung von 1200 Soldaten der Bundeswehr in einen Kampfeinsatz in Syrien und Irak vorsieht. Als Reaktion auf die Attentate von Paris soll die französische Luftwaffe bei ihrem Krieg mit Aufklärungstornados und Luftbetankung unterstützt werden. Das Szenario erinnert an die Reaktionen auf die Terroranschläge des 11. September 2001, der der US-Regierung und ihren Verbündeten zur Rechtfertigung des Krieges in Afghanistan diente. Die Erfahrungen haben gezeigt: Terror lässt sich nicht mit Krieg bekämpfen.
1. Die Bundesregierung instrumentalisiert die Terroranschläge für einen Kriegseinsatz
Der schreckliche Terrorangriff in Paris hat viele Menschen tief bewegt. Das Entsetzen wird von der französischen und deutschen Regierung instrumentalisiert, um in der Bevölkerung beider Länder Stimmung für die Beteiligung an einem eskalierenden Krieg im Mittleren Osten zu nutzen. Frankreich wurde nicht von einem anderen Staat angegriffen. Der "Islamische Staat" (IS) kontrolliert zwar ein Territorium in Syrien und Irak, verfügt allerdings über keine militärischen Mittel, um Ziele in Europa aus der Luft oder von See anzugreifen.
Die meisten der Attentäter waren vielmehr belgische und französische Staatsbürger. Das verdeutlicht: Die Anschläge waren vor allem Ausdruck eines Problems innerhalb der europäischen Gesellschaften, in denen junge Muslime sich ausgegrenzt fühlen. Terroristische Strömungen können nur bekämpft werden, wenn ihm der soziale Nährboden entzogen wird. Ein wichtiger Bündnispartner dabei sind die muslimischen Gemeinden selbst, die den Terror ablehnen und die sich für die Überwindung von Vorurteilen engagieren.
2. Bundesregierung treibt Deutschland in einen Kriegseinsatz hinein, dessen Ende und Kosten nicht absehbar sind
Auch die militärische Wirkung der seit über einem Jahr von den Streitkräften der USA und ihren Verbündeten durchgeführten Luftangriffe gegen Ziele in Syrien und Irak ist begrenzt. An manchen Orten, wie im irakischen Ramadi oder im syrischen Palmyra, gab es 2015 schwere Rückschläge im Kampf gegen den IS. Nur an einigen Orten, wo am Boden kämpfende Soldaten um die Rückeroberung von Territorien gekämpft haben, konnten die Luftangriffe überhaupt die Lage verändern. Völlig unklar ist, wer nun für die deutsche und französische Armee am Boden kämpfen soll. Deshalb hatten der französische Außenminister Fabius und Verteidigungsministerin von der Leyen die Truppen Assads als Bündnispartner ins Spiel gebracht. Kaum geäußert, rückte aber das Bundesverteidigungsministerium wieder von der Idee ab.Read more

Geflüchtete willkommen. Rassismus entgegentreten!

Diskussionsbeitrag für die Gründung einer bundesweiten Initiative

Von Christine Buchholz, Janis Ehling, Ulla Jelpke, Kerstin Köditz, Martina Renner, Katina Schubert

Der Aufstieg einer rassistischen Bewegung?

Spätestens seit dem Beginn der Pegida-Mobilisierungen vor rund einem Jahr ist klar: wir
erleben eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung, die sich durch die
Fluchtbewegung und die Krise der Institutionen bei der Aufnahme der Flüchtlinge
dramatisch zuspitzt. Ausdruck dessen ist nicht nur das Wiedererstarken von Pegida (bei
der "Geburtstagsdemonstration" brachte Pegida wieder fast 20.000 Menschen auf die
Straße), sondern auch die starke Zunahme von Angriffen auf Flüchtlingsheime (bisher 700
in diesem Jahr) bis hin zur Messerattacke auf die jetzige Kölner Oberbürgermeisterin
Henriette Reker durch einen Neonazi. Die AfD ist dabei der organisatorische Ausdruck
dieser Entwicklung und stellt eine große Gefahr da. Während die AfD im
Europawahlkampf 2013 noch ihr "Anti-Euro"-Profil in den Vordergrund stellte, bedient sie
heute in erster Linie rassistische Ressentiments und organisiert wie in Erfurt oder
Magdeburg Kundgebungen, um ihre Partei und ihr Umfeld aufzubauen. Dies gipfelte
zuletzt im Finale ihrer Herbstoffensive in Berlin, bei der sie Angela Merkel für ihre
Flüchtlingspolitik die "rote Karte" zeigen wollten, und mit etwa 5000 Anhängern beinahe
ungestört durch Berlin ziehen konnten. Soziale Abstiegsängste der Mittelschicht werden
mit Rassismus beantwortet.
Die Gefahr, dass sich eine rassistische bis faschistische Bewegung aufbauen kann, ist
real. Die AfD versucht dabei, sich als organisatorisches Zentrum und parlamentarischer
Arm zu etablieren. Mindestens in Thüringen, Brandenburg und Sachsen gibt es Kontakte
und Verbindungen der AfD auch in die organisierte extreme Rechte. Antifaschistische
Aktivistinnen und Aktivsten dokumentieren verbale Entgleisungen von AfD-Funktionären,
die bewusst neonazistische Schlüsselwörter und ideologische Versatzstücke benutzen.
Die grausamen Anschläge in Paris vom 13.11. werden nun von der AfD genutzt um ihre
Hetze gegen Flüchtlinge und Muslime zu verbreiten und um damit weiter auf Stimmenfang
zu gehen. Eine erste Meinungsumfrage nach den Anschlägen bestätigt diese Befürchtung:
Die AfD konnte bundesweit weiter zulegen und steht jetzt bei 10,5%. Sie hat damit DIE
LINKE und die Grünen eingeholt. Obwohl die Straßenmobilisierungen der Pegidas und der
AfD vor allem in ostdeutschen Städten Erfolge verzeichnen konnten, handelt es sich
hierbei nicht um ein rein ostdeutsches Problem. Auch in Baden-Württemberg steht die AfD
nach Umfragen bei 8%. 2016 finden in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-
Anhalt, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern Landtagswahlen statt. 2017 im Saarland,
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt die Bundestagswahl im
September 2017. Es gibt die reale Gefahr, dass die AfD - wenn sie ihren aktuellen
Aufschwung beibehält - Ende 2017 in 13 Landtagen und im Bundestag vertreten ist.
Inklusive der gesamten Infrastruktur, die dies für die rassistische Bewegung mitbringen
würde.
Neben den Angriffen auf die Unterkünfte von Geflüchteten, bei denen es bisher auch in
mehr als 80 Orten zu Brandstiftungen bzw. Sprengstoffattacken kam, werden zunehmend
auch Helferinnen und Helfer, sowie Strukturen der Flüchtlingssolidarität Opfer von rechten
Angriffen. Wir wollen ein Zeichen des Zusammenstehens setzen und gemeinsam der auf
Einschüchterung setzenden rassistisch-militanten Mobilisierung entgegentreten.
Ob der Aufbau dieser Bewegung und der AfD weiterhin erfolgreich sein wird, ist offen.
Immer wieder entwickeln sich auch Widersprüche im Kern der AfD. Die AfD ist keine
homogene Organisation, sondern reicht von klar faschistischen Akteuren, die jetzt die Zeit
für den Beginn des „Kampfes um die Straße“ sehen, bis hin zu denjenigen, die eher auf
eine adrette und bürgerliche Fassade für ein rassistisches Projekt setzen. Björn Höcke
und Frauke Petry stehen für diesen Widerspruch, auch wenn ihre Differenzen nicht in der
Sache begründet liegen, sondern eher taktischer Natur sind. Die Widersprüche zwischen
einer zu faschistischen Rhetorik und Mobilisierungsformen offenen Aufbaustrategie und
einer auf einen parlamentarisch-medialen Erfolg orientierten Strategie können
Ansatzpunkte für eine Gegenmobilisierung darstellen. Denn auch die Wählerschaft und ihr
Umfeld sind nicht einheitlich. Wenn wir es schaffen, die AfD als eine rassistische Partei zu
brandmarken, in der sich ein faschistischer Kern aufbaut, können wir Risse in die
Organisation und ihr Umfeld treiben und damit diese rassistische Bewegung schwächen.
Der CSU und den Scharfmachern in der CDU ist es gelungen, die Koordinaten der
Flüchtlingsdebatte nach rechts zu verschieben. Trotz der "Wir schaffen das!" Rhetorik von
Merkel wurde das Asylrecht mehrfach bis zur Unkenntlichkeit eingeschränkt und wurden
„Überfremdungsängste“ geschürt. Die Regierung schürt Stimmung in Richtung
Abschottung und "Das Boot ist voll". Dies ist Wasser auf die Mühlen von AfD, Pegida und
Co. Die Stimmen für eine humane Flüchtlingspolitik haben es schwerer, sich Gehör zu
verschaffen. Hier braucht es eine starke gesellschaftliche Stimme für einen menschlichen
Umgang mit Geflüchteten und gegen die Gefahr des aufsteigenden Rassismus.

Antirassistische Arbeit auf eine neue Stufe heben: Für eine bundesweite Initiative

Wir haben im letzten Jahr eine ganze Reihe an beeindruckenden antirassistischen
Mobilisierungen gesehen. Zuletzt demonstrierten 10.000 Menschen in Köln gegen
Hogesa, in Erfurt nahmen rund 6.000 Menschen an der Kundgebung des "Bündnis für
Mitmenschlichkeit" teil und in München konnten rund 3.000 Teilnehmer erfolgreich den
lokalen Pegida Ableger blockieren.
Hinzu kommt, dass sich laut einer Studie 7,5 Millionen Menschen in verschiedenen Wegen
in der Flüchtlingshilfe engagiert haben und nach wie vor wesentliche Teile der
Flüchtlingshilfe ehrenamtlich leisten. Auch hier spielt der Kampf gegen Rassismus im
Alltag und konkret z.B. in Form des Schutzes von Flüchtlingsheimen gegen rechte Angriffe
eine wichtige Rolle.
Trotz dieser Mobilisierungen konnte der Aufstieg der AfD und der Schwenk der CDU/CSU
nicht verhindert werden.
Wir denken, dass es dafür einer bundesweiten, breit getragenen Initiative bedarf, die in
alle Bereiche der Gesellschaft ausstrahlt, um so den Aufstieg des Rassismus zu stoppen
und die sich ihrem organisatorischen Zentrum - der AfD - in den Weg stellt. Hierbei können
wir von zahlreichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte anti-rassistischer und
antifaschistischer Arbeit lernen: von "Rock gegen Rechts" in den 70er Jahren bis hin zu
"Dresden Nazifrei".
Uns ist dabei klar, dass es kein kurzfristiges Projekt sein kann, sondern dass wir einen
langen Atem brauchen um den Rassisten etwas entgegenzusetzen. Gleichzeitig denken
wir, dass wir keine Zeit verlieren dürfen und besser heute als morgen anfangen sollten
über gemeinsame Perspektiven zu diskutieren.

Mögliche Perspektiven für eine bundesweite Initiative

Um den Rassisten entgegenzutreten brauchen wir ein breites gesellschaftliches Bündnis,
das sich auf das Engagement vieler tausend Menschen stützen kann, um so in allen Orten
und Bereichen der Gesellschaft wirkmächtig zu werden. Diese Initiative könnte getragen
werden von politischen Parteien, Gewerkschaften, Studierendenorganisationen,
MigrantInnenorganisationen, muslimischen, jüdischen und christlichen Gemeinden,
Künstlergruppen, anti-faschistischen Organisationen, Flüchtlingsinitiativen sowie
zahlreichen Einzelaktivistinnen und Einzelaktivisten.
Es könnte das erklärte Ziel dieses Bündnisses sein, den Einzug der AfD in Landtage und
den Bundestag zu verhindern. Natürlich würde ein solches Bündnis auch eine gute
Plattform darstellen, um gegen die Gida-Ableger und ähnliche Formationen zu
mobilisieren.
Mit der zur Verfügungsstellung von Aufklärungsmaterial über Rassismus und über die AfD,
gemeinsamen Materialien von Postern bis Buttons könnte eine breite gesellschaftliche
Präsenz geschaffen werden.
Mit dem Organisieren von anti-rassistischen "Refugees Welcome" Konzerten könnte an
die Tradition von "Rock gegen Rechts" angeknüpft werden, um eine kulturelle
Gegenhegemonie aufzubauen. Es wäre z.B. wünschenswert, wenn es gelingen könnte vor
Landtagswahlen in der jeweiligen Landeshauptstadt Konzerte zu organisieren
Um nicht nur hektisch auf Mobilisierungen der Rassisten zu reagieren, könnte man auch
einen eigenen bundesweiten Mobilisierungsfokus setzen. Wir denken, dass eine
bundesweite Großmobilisierung inklusive Willkommensfest für Flüchtlinge und großem
Konzert gegen den Bundesparteitag der AfD 2016 eine solche Chance für einen
gemeinsamen Mobilisierungsfokus bieten könnte. Ebenso könnten Mobilisierungen gegen
lokale Demonstrationen, Aufmärsche und Wahlkampfstände der AfD wichtiger Fokus der
gemeinsamen Aktivität werden.
In den letzten Jahren war es gelungen, die Proteste von breiten Gewerkschafts- und
Parteienbündnissen zusammen zu bringen mit den entschlossenen Aktionen
antifaschistischer Kräfte. Wir beobachten wie positive Entwicklungen in der
antifaschistischen Bündnisarbeit der letzten Jahre zum Teil verloren gehen.
Während 2010/2011 mit einem breiten und entschlossenen Bündnis der damals größte
Nazi-Aufmarsch in Europa gestoppt werden konnte und auch an vielen Orten sich breite
und entschlossene Bündnisse durchgesetzt haben, sehen wir an mehreren Orten den
Rückfall in alte Bündniskonstellationen: Weit entfernt vom Ort des Geschehens die
„breiten Bündnisse“, nah dran radikalere Bündnisse.
Beide Aktionsformen für sich genommen sind nicht geeignet, die AfD zu stoppen. Wir
brauchen ein Zusammengehen von breiten Bündnissen, die zivilgesellschaftliche
Organisationen genauso beinhalten wie Vertreter linker Parteien (bis zu SPD und Grünen)
einerseits und antifaschistischen und antirassistischen Aktivistinnen und Aktivisten
andererseits.
Wir wollen diskutieren: Wie können wir an diese Erfahrungen anknüpfen und die
antirassistische Arbeit auf eine neue Ebene und eine neue qualitative Stufe heben? Wie
können wir uns der AfD effektiv entgegenstellen? Wie können wir das Klima in unserer
Gesellschaft verändern? Wie können wir die vielen Menschen, die sich angesichts des
aufkommenden Rassismus hilflos fühlen, ermächtigen selbst dagegen aktiv zu werden?
Unser Ziel ist es, Unterstützung für diese Idee zu gewinnen und an einer Konzeption für
eine solche Initiative zu arbeiten.
Ein Initiator*innenkreis könnte sich bereits im Dezember treffen um weitere Schritte (z.B.
Aktionskonferenz, möglichen Zeitplan, Bündniserweiterung etc.) zu diskutieren.

Möglicher Entwurf für einen Aufruf
Flüchtlinge willkommen! Keine Stimme für Rassismus!
Brandanschläge gegen Flüchtlingsheime sind fast alltäglich geworden. Die Zahl der
Teilnehmer/innen an fremdenfeindlichen und rassistisch motivierten Demonstrationen
steigt wieder an. Die Pegida-Organisatoren hetzen gegen Flüchtlinge und Muslime.
Neonazis marschieren gegen Flüchtlingsheime.
Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) hat trotz ihres Rechtsruckes wieder Zulauf und
droht bei den kommenden Landtagswahlen in weitere Parlamente einzuziehen. Dies ist
brandgefährlich, weil es ihnen eine Bühne für ihre rassistische Hetze gibt. Zudem sind bei
der AfD Neonazis und Faschisten dabei, wie z. B. im Brandenburger und Thüringer
Landtag, die Nazi-Parolen und Hetze gegen Flüchtlinge und Andersdenkende verbreiten.
Wir sagen: Keine Stimme für Rassisten!
Wir sehen die Gefahr einer menschenverachtenden Stimmungsmache gegen Flüchtlinge,
Roma und Sinti, Juden und Muslime. Wir wollen nicht warten, bis es wieder zu
Mordanschlägen und Pogromen kommt wie 1992 im Schatten einer Stimmungsmache
gegen Flüchtlinge.
In vielen europäischen Ländern habe vor dem Hintergrund von Krise und drohender
Verarmung Parteien wie die Nazi-Partei „Goldene Morgenröte“ in Griechenland, die anti-
Roma-Partei Jobbik in Ungarn, die islamfeindliche FPÖ in Österreich und der Front
National (FN) in Frankreich zum Teil erschreckenden Zulauf. Diese Strömung in der
europäischen Politik schürt Hass, Angst und Vorurteile in einem beängstigenden Ausmaß.
Wir sind viele. Wir wollen aufstehen gegen die Welle von rassistischer Hetze von Pegida
bis AfD und NPD.
Wir wenden uns dagegen, die Grenzen zu schließen und dagegen, dass Deutschland
angeblich seine Aufnahmegrenzen erreicht habe. Flüchtlinge willkommen!
Wir fordern:
Flüchtlinge willkommen!
Keine Stimme für Rassisten und Faschisten!
Gleiche politische und soziale Rechte für alle Menschen, die in Deutschland leben!
27.11.2015

2 Milliarden mehr für Bundeswehr: Sie rüsten auf – wir zahlen

Terror lässt sich nicht mit Krieg bekämpfen. Das habe ich in der Haushaltsdebatte deutlich gemacht. Dieser Kurs der Bundesregierung führt nicht zu mehr Sicherheit und ist zudem teuer: Die Ausgaben für die Bundeswehr steigen im nächsten Jahr um 2 Milliarden Euro. DIE LINKE fordert Abrüstung statt weitere Milliarden für Krieg.

Christine Buchholz (DIE LINKE):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Terror lässt sich nicht mit Krieg bekämpfen.                                                             (Beifall bei der LINKEN)

Wir Linke trauern mit den Angehörigen und Freunden der Opfer von Paris. Wir sind solidarisch mit den Menschen in Frankreich. Aber wir teilen nicht die Antwort der französischen Regierung, wenn sie meint, Terror auch mit Krieg bekämpfen zu können.
Vorgestern hat das US-Außenministerium eine globale Reisewarnung herausgegeben: US-Bürger sollten in jedem Land dieser Erde größere Menschenansammlungen meiden. - Was für ein Eingeständnis des Scheiterns der militärischen Intervention.14 Jahre nach Beginn des sogenannten Kriegs gegen den Terror erklärt Washington die ganze Welt für unsicher. Der sogenannte Antiterrorkrieg ist keine Lösung. Er ist Teil des Problems.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn Sie mir nicht glauben, dann hören Sie auf das, was Nicolas Hénin schreibt. Der französische Journalist war 14 Monate lang Geisel des IS. Er lehnt die Bomben seiner eigenen Regierung auf Syrien ab. Er schrieb letzte Woche: Mehr Bomben sind genau das, was der IS will; denn das treibt ihm Anhänger zu. - Hénin sagt auch, was dem IS schadet, nämlich die „Bilder aus Deutschland von Menschen, die Migranten willkommen hießen“. Das widerspricht dem Weltbild des IS, wonach Muslime und Nichtmuslime nicht zusammenleben können. Rassismus und Ausgrenzung hierzulande zu bekämpfen, die Finanzströme des IS auszutrocknen und Waffenlieferungen zu beenden: Das sind die richtigen Antworten auf den Terror des sogenannten „Islamischen Staats“.Read more

Nato-Planungen bedeuten Beteiligung an Kampfhandlungen in Afghanistan

„Die NATO-Planungen laufen darauf hinaus, die Bündnispartner Washingtons, also auch die Bundesrepublik, in die Kampfhandlungen in Afghanistan miteinzubeziehen,“ habe ich für die Fraktion DIE LINKE, die aktuelle Meldung über die Annahme eines als geheim eingestuften Berichtes durch die Vertreter des nordatlantischen Militärbündnisses kommentiert:
Sollte die Bundeswehr Aufklärungsbilder oder Zieldaten für Angriffe auf Talibanstellungen liefern, dann wäre sie an der Durchführung militärischer Operationen beteiligt. Dies würde einen Schritt zurück in Richtung Kampfeinsatz bedeuten und ist durch das laufende Mandat nicht gedeckt.
Auch der offenbar geplante Einsatz von militärischen Ausbildern in umkämpften Gebieten würde die Bundeswehr dichter an den Krieg heranführen und das Risiko erhöhen, dass sie in Gefechte hineingezogen werden.
Deutschland muss raus aus dem Afghanistankrieg. DIE LINKE fordert von der Bundesregierung, umgehend den längst versprochenen vollständigen Abzug aus Afghanistan einzuleiten.“