Frage zum Thema Sicherheit:
Ich verstehe da etwas nicht. Sie selbst bezeichnen sich als Pazifistin und argumentieren dementsprechend auch im konkreten Fall des Afghanistaneinsatzes der Bw in der Hinsicht, dass sie den selbigen voll und ganz ablehnen. Weiterhin kann man Sie wohl durchaus als eine dem Trotzkismus nahe stehende Person bezeichnen, schließlich waren Sie einmal Mitglied des trotzkistsischen Bundes „Linksruck“. Leo Trotzki wiederum war der Schöpfer und Antreiber der Roten Armee. Jene Rote Armee die Tod und Gewalt brachte, millionenfach. Wobei ich durchaus den Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland würdige. Wie lässt sich dennoch erklären, dass eine Pazifistin dem Gründer der Roten Armee nahe steht?
Antwort von Christine Buchholz:
Ich bezeichne mich nicht als Pazifistin. Ich bin absolut für das Recht auf Selbstverteidigung und das Widerstandsrecht gegen Fremdherrschaft, wie es auch in der UNO-Charta vorgesehen ist. Das schließt auch das Recht auf Widerstand gegen deutsche Besatzungssoldaten mit ein.
Ich bin aber definitiv dagegen, Militär im globalen Ringen um Rohstoffe, Absatzmärkte, Handelsrouten oder Einflusssphären einzusetzen. Ich bin dagegen, dass die dominierenden Wirtschaftsmächte erst Konflikte schaffen oder eskalieren, sei es durch ihre Wirtschafts- und Handelspolitik, sei es durch Waffenlieferungen oder Geheimdienstoperationen, sei es durch politische Intervention, und dann diese zur Begründung für Militäroperationen hernehmen.
Die Bezeichnung „Trotzkismus“ finde ich übrigens nicht besonders hilfreich. Ich bezeichne mich selbst als Sozialistin. Trotzkis Bedeutung liegt meiner Meinung hauptsächlich darin, dass er versuchte, den klassischen Marxismus gegen Stalins Machtapparat zu verteidigen – wofür er mit dem Leben bezahlte.
Diese Diskussion würde aber hier zu weit führen. Ich kann deswegen nur auf zwei Werke verweisen.
Zur Rolle Trotzkis empfehle ich Ihnen die hervorragende Biographie von Isaak Deutscher, Trotzki, 3 Bde.
Und zur Entwicklung Russlands nach der Revolution (inklusive der Roten Armee): Mike Haynes, Russia: Class and Power. 1917 – 2000.
(Frage wurde gestellt über Abgeordnetenwatch am 26. Februar 2010)