Eindrücke aus den Gedenkstätten in Auschwitz, Hadamar und Sachsenhausen

Erinnern, um aus Geschichte zu lernen. Erinnern, damit sich Geschichte nicht wiederholt. Angesichts des Aufstiegs der AfD mit ihrem faschistischen Flügel beschloss ich mit meinem Team, der Erinnerung an die Verbrechen der Nazis eine größere Rolle in meiner Wahlkreisarbeit zu geben. Gemeinsam planten wir in drei aufeinanderfolgenden Jahren je eine Gedenkreise nach Auschwitz, nach Hadamar in die Gedenkstätte in der ehemaligen Euthanasie-Tötungsanstalt, sowie einen Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen.


Im März 2017 fahre ich mit einer Gruppe aus Hessen nach Polen, um Krakau und die Gedenkstätte in Auschwitz / Birkenau zu besuchen. Eine Reise an Gedenkorte, die an die monströsen Verbrechen der Nazis erinnern.
Mit Mitgliedern der LINKEN und antifaschistischen Aktivisten aus ganz Hessen, darunter auch Nachfahren in Auschwitz ermordeter Menschen, besichtigen wir das Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Das industriell anmutende Ausmaß und die bürokratische Durchorganisierung des Massenmords an Kindern, Frauen, Männern sind unfassbar. Die Nazis deportierten Millionen Menschen an diesen einen Ort, um sie umzubringen – jede und jeder Einzelne davon mit einer ganz eigenen Geschichte.
Nach dem Besuch des grauenhaften Vernichtungslagers fahren wir ins Jüdische Museum Galizien nach Krakau. Dort hören wir von Schicksalen jener, die vor der deutschen Besetzung in Krakau lebten und solchen, die sich bis heute für jüdische Kultur und Erinnerung in Polen engagieren. Hier treffen wir auch den Museumsdirektor Jakub Nowakowski. In einem spannenden Gespräch tauschen wir uns über die polnische Gedenkkultur und deren Aufgaben unter der Bedingung eines neuen Aufschwungs rechter Parteien in Europa aus. Eine abschließende Stadtführung an Orte jüdischen Lebens in Krakau und durch das ehemalige Ghetto eröffnet uns die vielen Geschichten von Menschen, die Widerstand gegen die Nazis geleistet haben und sich noch im Angesicht des Todes organisierten.

Hadamar

Die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag am 27. Januar 2017 war den Opfern der „Euthanasie“ gewidmet[1] . Mich berührte diese Gedenkstunde. Sowohl die Geschichten von Nachkommen von Ermordeten, die erst Jahrzehnte später herausbekamen, dass ihre Verwandten Euthanasieopfer waren, als auch der Brief von Ernst Putzki an seine Mutter. Ernst Putzki wurde am 9. Januar 1945 in Hadamar ermordet. Hadamar liegt in Hessen. Mit einer Gruppe Genossinnen und Genossen aus Hessen fahre ich im Juni 2018 in die Gedenkstätte in der ehemaligen Euthanasie-Tötungsanstalt in Hadamar. Ab dem 13. Januar 1941 ermordeten die Nazis hier 15.000 Menschen, die nach den Rassehygiene-Bestimmungen als „lebensunwertes Leben“ galten. 10.000 Menschen wurden in einer extra zu diesem Zweck errichteten Gaskammer ermordet, weitere 5000 verhungerten oder starben durch absichtlich falsch dosierte Medikamente. Viele von ihnen waren Patientinnen und Patienten in Kliniken und Heilanstalten im Umkreis von Hadamar, die mit grauen Bussen abgeholt und direkt in die Gaskammer gebracht wurden.
Mit dem „Denkmal der Grauen Busse“ soll an diese Form der Deportation und Vernichtung erinnert werden. Die Verbrechen der Nazis an Patientinnen und Patienten sind lange verschwiegen geworden, Täter durften meist unbehelligt weiterleben und sogar als Ärzte arbeiten.

Sachsenhausen

Mit einer Besuchergruppe des Bundespresseamtes aus Hessen besuche ich am 11. Dezember 2019 die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zunächst befanden sich dort politische Gegner des NS-Regimes, Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen wie Juden, Sinti und Roma, als „Homosexuelle“ Verfolgte sowie sogenannte „Berufsverbrecher“ und „Asoziale“. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs kamen auch Kriegsgefangene nach Sachsenhausen. Allein im Herbst 1941 ermordete die SS mindestens 13.000 sowjetische Kriegsgefangene, unten denen sich viele Juden befanden, in einer eigens dafür gebauten „Genickschussanlage“ und bei der Erprobung von Gaswagen. Etwa ein halbes Jahr später wurde im Frühjahr 1942 auf dem Industriehof eine Vernichtungsanlage mit Krematorium, Genickschussanlage und einer 1943 eingebauten Gaskammer errichtet.

Der Besuch der Gedenkorte Auschwitz, Hadamar und Sachsenhausen hat uns sehr berührt. Das Erinnern daran sind wir den Opfern schuldig. Es ist auch wichtig, damit sich solche Verbrechen nie mehr wiederholen. Der thüringische AfD-Fraktionsvorsitzende Höcke fordert eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad; Gauland, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, relativiert die Nazi-Verbrechen als einen „Vogelschiss“. Die Erben des Nationalsozialismus versuchen, dessen Verbrechen vergessen zu machen. Die Ermordeten von Auschwitz, Hadamar und Sachsenhausen mahnen uns, jeder Form des Rassismus und der Abwertung menschlichen Lebens entschieden entgegenzutreten.