Die beharrliche Friedensarbeit von Peter Strutynski wird ebenso fehlen wie seine Interventionen in die linke Debatte. Ein Nachruf.
Am 27. September 2015 ist Peter Strutynski im Alter von 70 Jahren gestorben. Durch seinen Tod verlieren wir einen wichtigen Mitstreiter im Kampf gegen die Militarisierung der deutschen Außenpolitik. Peter war sowohl Friedensforscher als auch Aktivist und Organisator.
Seit Beginn der Bewegung gegen den Afghanistankrieg stand ich im regelmäßigen Austausch mit Peter. So wie ich mich regelmäßig an Veranstaltungen des Friedensratschlages beteiligte, nahm er an den »Runden Tischen Friedensbewegung« der Linksfraktion teil. Aber auch drüber hinaus tauschten wir uns aus: beim Joggen im Thüringer Wald am Rande einer Sommerakademie, im Café am Kasseler Bahnhof Wilhelmshöhe bei Kaffee und Kuchen oder auch mal bei ihm zuhause am liebevoll gedeckten Frühstückstisch.
Auch wenn wir in einzelnen Fragen unterschiedliche Auffassungen hatten, tat dies weder dem solidarischen Austausch einen Abbruch noch unserer großen Einigkeit darüber, was die zentralen Auseinandersetzungen über Krieg und Frieden in Deutschland und unsere politischen Aufgaben sind.
Peter koppelte den Aufbau der Friedensbewegung mit scharfen politischen Interventionen. Er lieferte wichtige Argumente in einer öffentlichen Debatte, die von dem Einvernehmen der etablierten Parteien geprägt war, dass Militärinterventionen zum außenpolitischen Repertoire der Bundesrepublik Deutschland gehören sollten.
In einer Studie wertete er im Jahr 2013 die bisher gelaufenen Auslandseinsätze der Bundeswehr aus. Sein Buch wurde zum wichtigen Fundus für die Kritik der Militarisierung der deutschen Außenpolitik.
Teile der Friedensbewegung und der Linken diskutierten Mitte der 2000er Jahre, ob es nicht richtig wäre, die Forderung nach einem sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan fallen zu lassen und stattdessen eine Exitstrategie zu fordern. Peter hielt dagegen und argumentierte, dass ein sofortiger Abzug sowohl technisch möglich als auch politisch richtig wäre. Der weitere Verlauf des Afghanistankrieges und die gegenwärtige Eskalation geben ihm Recht.
Peter hielt DIE LINKE für eine wichtige politische Partnerin der Friedensbewegung. Im Frühjahr 2014 fand eine Debatte in der Linksfraktion im Bundestag darüber statt, dass eine Fregatte der Marine die Vernichtung syrischen Giftgases im Mittelmeer begleiten solle. Einige Abgeordnete argumentierten für eine Zustimmung zu diesem Bundeswehreinsatz. Peter schaltete sich daraufhin gemeinsam mit Werner Ruf und Lühr Henken in die Debatte ein und lieferte hilfreiche Gegenargumente.
Peter Strutynski besaß immer die nötige Portion Hartnäckigkeit, um sich gegen den Strom zu stellen – in der Öffentlichkeit, im Wissenschaftsbetrieb, und wenn nötig auch in der Friedensbewegung. Als hier gegen Ende des vergangenen Jahres eine Diskussion über das Verhältnis zu den so genannten Montagsmahnwachen begann, warnte er davor, am rechten Rand zu fischen.
Die Friedensbewegung wird sich erneuern müssen, um die Militarisierung der Außenpolitik und der Gesellschaft zurückzudrängen. Es bleibt eine gemeinsame Aufgabe von Friedensbewegung und der LINKEN, einzugreifen und neue Handlungs- und Mobilisierungsfähigkeit zu gewinnen. Peter, seine beharrliche Arbeit und seine Intervention werden uns dabei fehlen.
Erschienen auf marx21.de