130306_hp_CB_Heinz-Jürgen Krug_1.hp Heute findet das Fest der Solidarität in Rüsselsheim statt, zu dem die hessischen Abgeordneten der LINKEN im Bundestag eine Solidaritätserklärung gegen die Werkschliessung von Hewlett-Packard in Rüsselsheim geschrieben haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von HP in Rüsselsheim,
Ihr habt unsere volle Solidarität im Kampf um Eure Arbeitsplätze. Der Standort muss erhalten bleiben. Es kann nicht angehen, dass ein Konzern systematisch Arbeitsplätze wegrationalisiert und damit hunderte Existenzen zerstört. Es kann nicht angehen, dass HP auf Eure Kosten Profit macht und den erhöhten Druck auf die verbliebenen Beschäftigten weitergibt. Wir wünschen Euch Erfolg im Kampf um Eure Arbeitsplätze!
Mit solidarischen Grüßen
Christine Buchholz, Werner Dreibus, Wolfgang Gehrcke, Sabine Leidig
Mehr Informationen zur Situation bei HP in Rüsselsheim:
Am 6.3.2013 informierte ich mich über die Situation bei HP Rüsselsheim in einer Runde mit dem Betriebsratsvorsitzenden Volker Stichter, Heinz-Jürgen Krug (ehemaliger Betriebsrat und Stadtverordneter LINKE/Liste Solidarität.Rüsselsheim) und Thomas Frischkorn, Vertrauensmann T-Systems.
Die 1100 Beschäftigten von HP in Rüsselsheim erhielten am Freitag, den 01.2.2013 um 15:30  eine Mail ihres Managements. Darin wurde ihnen lapidar mitgeteilt, dass der HP-Standort zum 31.10.2013 geschlossen wird. 200 Beschäftigten wird ein Wechsel zu Opel in Aussicht gestellt. Das Rechenzentrum soll mit weiteren 50 Mitarbeitern verkauft werden. Was mit den anderen 850 Beschäftigten passiert, lässt HP offen.
Für die Betroffenen ist diese Massenentlassung bitter. Die komplette Betriebsschließung ist besonders unsozial, da es keinerlei Personalentscheidungen nach sozialen Kriterien gibt. Es trifft alle gleichermaßen – ungeachtet der Länge der Betriebszugehörigkeit, der Familienverhältnisse oder eventueller Behinderung. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber hinaus besonders verbittert: HP schreibt schwarze Zahlen.
Der IT-Bereich bei HP ist nicht entlang von Standorten, sondern in weltumspannenden Teams organisiert. Es heißt zwar, HP wolle 400 Arbeitsplätze in das bestehende Servicezentrum in Bulgarien übertragen, es gibt aber keine konkreten Planungen dafür. In jedem Fall bedeutet die Schließung in Rüsselsheim eine enorme Arbeitsverdichtung bei den anderen Beschäftigten von HP. HP ist ein weltweit operierendes Unternehmen mit insgesamt 320.000 Mitarbeitern. In Deutschland arbeiten ca. 10.000 Mitarbeiter. Rüsselsheim ist einer der größten der 39 HP-Standorte in Deutschland.
Der Standort Rüsselsheim wurde vor gut vier Jahren (Herbst 2008) von EDS gekauft. EDS war bis 1996 eine General Motors-(Opel)Tochter, dann von GM an die Börse gebracht. Bei der Übernahme gab es einen knapp 5-wöchigen Streik, in dem die Mitarbeiter versuchten, die angekündigten Massenentlassungen zu verhindern  und die Bedingungen durch einen Sozialtarifvertrag zu gestalten. In einer Eingangsstellenregelung konnten sozialtarifvertragsnahe Regelungen und ein verringerter Personalabbau erreicht werden.
HP macht in Rüsselsheim IT-Dienstleistungen. Sie übernahmen die IT-Abteilungen anderer Unternehmen (zuletzt Allianz und E.ON) samt Personal und wollen jetzt die Kosten dieser Abteilungen innerhalb von 5 Jahren um 25 Prozent senken. Dadurch entsteht auf die verbliebenen Mitarbeiter bei HP ein enormer Lohndruck. Wie fast alle IT-Betriebe wird HP Rüsselsheim sowohl von ver.di als auch von der IG Metall organisiert.
Es gibt Solidarität aus den anderen HP-Standorten. Der Bürgermeister und das Stadtparlament haben sich hinter HP gestellt. Die Schließung von HP hätte enorme Auswirkungen auf die Stadt und die Steuereinnahmen. Aus der Landesregierung gibt es noch keine Rückmeldung.
Momentan  wartet der Betriebsrat immer noch auf Klarheit, was die Geschäftsleitung vorhat, um in Verhandlung gehen zu können. Für den 12.3. ist ein Fest der Solidarität in Rüsselsheim geplant. Über einen Streik für einen Sozialtarifvertrag wird diskutiert.
Ziel des Betriebsrates ist es:
1. den Standort zu erhalten
2. für jeden Mitarbeiter eine Perspektive zu erhalten