Ein Bericht von der Informationslehrübung Landeoperationen (ILÜ) 2013 in Munster
Jährlich führt die Bundeswehr die ILÜ durch, die „Informationslehrübung Landoperationen“ , eine gemeinsame Übung von Heer und Streitkräftebasis. Dieses Jahr findet sie am 2. Oktober auf dem Übungsplatz im niedersächsischen Munster statt. Motto: „Einzeln stark – gemeinsam stärker“.
An drei Orten in der Heidelandschaft um Munster sind Szenarien aufgebaut, in denen die Bundeswehr ihr Können zeigt – vor den Augen eines ausgewählten Publikums aus Bundeswehr, Politik und Wirtschaft.
Ich habe mich entschlossen, mir die ILÜ einmal selbst anzuschauen und fliege gemeinsam mit anderen Gästen von Berlin aus nach Munster. Im Bus zum Flieger sagt ein Mitfahrender hinter mir „Woll’n wir mal hoffen, dass da ordentlich geknallt wird.“
Das wird es. Vor Ort begrüßt uns der Inspekteur des Heeres, Bruno Kasdorf. Er kündigt kumpelhaft an: „Klappern gehört zum Handwerk.“
Es folgt ein einstündige Waffenschau, in der fast alles präsentiert wird, was die Bundeswehr vorzuweisen hat. Aufklärungsdrohnen schwirren uns um die Ohren. Große Späh- und Kampfpanzer fahren auf, Kampfhubschrauber rattern durch die Luft.
Das Können der verschiedenen Panzer, Späh- und Waffen-Systeme werden mit Blick auf die Erfahrungen im Einsatz, vor allem in Afghanistan erklärt. Diese praktischen Erfahrungen sind Grundlage für die Weiterentwicklung der Waffensysteme. Hier wird deutlich, was das Verteidigungsministerium mit dem Motto „vom Einsatz her denken“ meinte, unter dem die große Bundeswehrreform der letzten Jahre durchgeführt wurde.
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich im Auslandseinsatz immer neue Anforderungen an die Bundeswehrausrüstung ergeben. So wird die Rüstungsspirale kräftig angekurbelt. Auf dem Weg zum nächsten Schauplatz der ILÜ frohlockt ein Vertreter der Rüstungsindustrie darüber, dass der alte Schützenpanzer „Marder“ durch den „Puma“ ersetzt wird: „Das bringt uns auch Internationale Kundschaft.“
Aber es geht nicht nur um die Rüstung. Es geht auch darum, die Soldaten Kriege mit „irregulären Kräften“ fit zu machen. Heißt: Die Bundeswehr probt in Munster die Aufstandsbekämpfung.
Es wird der Sturm auf ein Dorf geübt: Türen von Gebäuden werden gesprengt, Bauwerke gestürmt, unter dem Schutz von Artillerie. „Milizenführer“ werden festgesetzt und Versuche unternommen, die Bevölkerung für sich einzunehmen.
Das nennt die Bundeswehr dann tatsächlich „zivil militärische Zusammenarbeit“, kurz CIMIC. Das Tactical Psychological Operations-Team übt den Einsatz. Über Lautsprecher hören wir die Durchsage: „Hallo islamische Soldaten! Wir sind stärker, ergebt euch, denkt an Eure Familien.“ Handzettel werden an die „Zivilbevölkerung“, dargestellt von Soldaten in Alltagskleidung, verteilt. Das scheint die interkulturelle Kompetenz zu sein, von der die Vertreter des Verteidigungsministerium im Bundestagsausschuss so gerne sprechen.
Wie die „Bösen“ bekämpft und die „Guten“ gewonnen werden sollen, verdeutlicht eine kleine Szene. Eine Gruppe mit der Bezeichnung „feindliche Menschenmasse“ demonstriert mit einem Banner, auf dem „go home“ steht. Kräfte der ‚Crowd Riot Control‘ konfrontieren und zerstreuen sie .Hier wird deutlich: Alle, die die Operation der Bundeswehr ablehnen, sind Feinde der Armee im Einsatz. Egal ob sie demonstrieren oder Bomben legen.
Um zu zeigen, dass ungeachtet des polizeilich anmutenden Teils der Übungen die Bundeswehr doch eine richtige Armee ist, kommt zum Schluss noch der „Leopard2“ zum Einsatz. Der Panzer kann mit seiner Munition alle bekannten Panzerungen durchschlagen. Er lässt es „ordentlich knallen“. Schließlich donnern Tornados über die Szenerie und „zerschlagen“ die letzten feindlichen Kräfte.
Der Tag in Munster hat mir eins noch einmal verdeutlicht: Unsere Kritik an der Bundeswehr als eine „Armee im Einsatz“ muss Ausgangspunkt für die Friedenspolitik der LINKEN bleiben.