Der Hessentag ist ein riesiges Volksfest. 1 Million Besucher flanieren eine gute Woche lang durch Veranstaltungen, Verkaufsstände und Fressmeilen in dem kleinen nordhessischen Stadtallendorf. So weit so gut – Wenn da nicht an mehreren Stellen die Panzer, Hubschrauber und Rekrutierungs-Trucks der Bundeswehr wären.
Der Hessentag ist eines der Volksfeste, die die Bundeswehr für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzt. Kinder dürfen in Kampfhubschrauber und Panzer klettern, freundliche Soldaten in Uniform stehen den Besuchern Rede und Antwort und preisen die Qualität des deutschen Kampfgeräts.
So will die Bundeswehr zeigen, dass sie dazu gehört. Sie will so ein Gegengewicht zu dem schlechten Image der Kampfeinsätze schaffen und natürlich auch junge Männer und Frauen für die Bundeswehr gewinnen.
Hinzu kommt, dass Stadtallendorf stark durch die örtliche Kaserne geprägt ist, in der das Luftlande-Fernmeldebatailon der Division Spezielle Operationen stationiert ist. Diese Elitetruppe der Bundeswehr hat eine besondere Bedeutung für die Ausrichtung der Bundeswehr auf internationale Militäreinsätze.
Die hessische LINKE und Linksjugend.solid Hessen haben zum Protest aufgerufen. Im Zentrum der Kritik stehen der Afghanistaneinsatz und der verstärkte Versuch der Bundeswehr, über die Kooperation mit Schulen und Arbeitsagenturen Kanonenfutter für ihre Kriege zu rekrutieren.
Mit vierzig Personen, Flugblättern, Transparenten und Fahnen ziehen wir über den Hessentag. Der erste Stop ist der Truck der Bundeswehr, mit dem für die Ausbildung bei der Bundeswehr geworben wird. Als wir uns vor dem riesigen Gefährt postieren, Slogans rufen und über Megafon Reden halten, dreht die Bundeswehr die Musik laut auf.
Wir ziehen weiter, halten kurz vor einem Hubschrauber. Ein Kamerateam, das unsere Aktion filmt, wird trotz Presseakkreditierung des Platzes verwiesen.
Die letzte Station ist eine große Ausstellung der Bundeswehr am Rande des Hessentagsgeländes. Auf dem Weg dahin reden wir mit den Hessentagsbesuchern. Einige fühlen sich gestört, einige provoziert andere freuen sich über die Aktion – So die Betreiberin eines Karussells, die uns über ihr Mikrofon unterstützt und Passanten, die nach Flugblättern fragen.
Die Aktion ist ein Kontrapunkt zu der massiven Präsenz der Bundeswehr – Ein voller Erfolg. Als wir auseinandergehen, drängt die Polizei eine Gruppe junger Genossinnen und Genossen ab und kesselt sie ein. Offensichtlich hat die Offenheit der Bundeswehr gegenüber Kritik ihre Grenzen.
Unsere Forderung: Keine Werbung für den Krieg an Schulen, in Arbeitsagenturen und auf dem Hessentag!