In der riesigen Messehalle herrscht reges Treiben, Menschenmengen schieben sich an den unzähligen Infoständen vorbei. Viele Kirchentagtagsbesucher bleiben bei dem Stand der LINKEN auf dem Markt der Möglichkeiten stehen. DIE LINKE hier?! Wie steht ihr zum Religionsunterricht? Wie geht es weiter in Afghanistan? Kann es eine Schule für alle geben? Toll, dass ihr es in NRW geschafft habt! 1000 Themen gibt es zu diskutieren – über Gott und die Welt.
Weiter geht es in die Innenstadt, ins Eine-Welt-Haus. Dort bietet DIE LINKE eine Veranstaltung über „Islamfeindlichkeit – ein neuer Rassismus?“ an. Gäste sind der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, der Geschäftsführer des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek, Rafael Nikodemus, Kirchenrat der evangelischen Kirche im Rheinland und ich von der LINKEN.
Schnell wird sich die Runde einig: Islamfeindlichkeit weist alle typischen Merkmale von Rassismus auf. Aiman Mazyek berichtet von dem alltäglichen Rassismus gegen Muslime in der Arbeitswelt, auf Behörden, bei der Wohnungssuche. Stephan Kramer betont, dass die Mechanismen von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit oft gleich sind, auch wenn beide Formen des Rassismus sehr spezifisch sind. Rafael Nikodemus berichtet von seiner Arbeit in dem stark muslimisch geprägten Stadtteil in Duisburg. Gemeinsame Diskussion und gemeinsame Erfahrung sind wichtig, um Vorurteile abzubauen – da sind sich alle einig. Denn die Vorurteile sitzen tief, wie die Unterstützung von großen Teilen der Bevölkerung für rassistische Äußerungen von Thilo Sarrazin zeigen. Der SPD-Politiker und Bundesbankvorstand wetterte gegen nicht integrationswillige Türken und Araber, die „ständig neue Kopftuchmädchen produzierten“.
Auch das von Frankreich und Belgien beschlossene Burkaverbot sehen die Diskutanten kritisch. Das Gesetz gibt vor, Frauen zu schützen. Aber Frauen, die die Burka freiwillig tragen, beschränkt es in ihren Freiheitsrechten, und Frauen, die die Burka nicht freiwillig tragen, werden durch das Burkaverbot der Möglichkeit beraubt, sich aus den häuslichen Verhältnissen zu befreien, zu arbeiten, Beratungsstellen aufzusuchen etc.
„Religion ist Privatsache“ meint Stephan Kramer. Der Staat hat neutral zu sein – jeder und jede muss die Möglichkeit bekommen, seine und ihre Religion auszuleben. Ob sie sich im Nasenpiercing mit Kreuz, in der Kippa oder dem Kopftuch ausdrückt.