Afghanistan: Das wahre Gesicht des Krieges

Das Leben der afghanischen Bevölkerung und die Opfer des Krieges werden in Deutschland aus der Debatte über Afghanistan ausgeblendet. Selbst im Untersuchungsausschuss zur Bombar­ dierung von Kundus am 4. September 2009 sind die Meinungen der betroffenen Familien, Kinder, Frauen und Eltern bisher nicht gefragt. Als Mitglieder dieses Untersuchungsausschus­ses beschlossen wir – Jan van Aken und Christine Buchholz – vom 29. Januar bis zum 3. Februar 2010 nach Afghanistan zu reisen. Wir sprachen mit Opfern und Hinterbliebenen des von der Bundeswehr befohlenen Luftschlags und bekamen einen Eindruck von der mensch­ lichen Tragödie der »Vernichtung« – so der Militärjargon – von bis zu 142 Menschen. Zudem bekamen wir die Gelegenheit, uns ein Bild von der Situation im Lande zu machen. Wir wurden immer wieder mit der Auffassung konfrontiert, dass nicht mehr Militär, sondern nachhaltige Hilfe und Wiederaufbau die einzige Chance für Afghanistan sei. Ob Arm oder Reich, ob in der Hauptstadt Kabul oder in der Provinz: Praktisch alle Afghaninnen und Afghanen, mit denen wir gesprochen haben, lehnen die vom Westen im Jahr 2001 eingesetzte Regierung des Präsidenten Hamid Karsai ab oder verachten sie gar. Nur mittels massiven Wahlbe­ trugs im Jahr 2009 blieb er Präsident. Das erklärt, warum der Widerstand gegen Regierung und NATO so stark in der Bevölkerung verankert ist. Wir setzten uns auch mit der Situation der Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan aus­ einander, deren Einsatz mit jedem Tag riskanter wird. Bis April 2010 hat der Krieg 43 deutschen Soldaten das Leben gekostet. Sieben wurden alleine im April 2010 getötet.Wir sprachen mit afghanischen Aktivistinnen und Aktivisten, die all ihre Energie in den Kampf für die Menschen in ihrem Land einsetzen.Sie haben uns bestätigt: Nur die Menschen in Afghanistan selbst können Frieden und Versöhnung schaffen. Wir wollen mit dieser Ausstellung unsere Eindrücke von der Reise für die Öffentlichkeit in Deutschland sichtbar machen und damit Argumente gegen den Krieg der Bundeswehr in Afghanistan zur Verfügung stellen.

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