Am Nachmittag des 14. November verprügelten vier Männer in Göttingen eine deutsche 24-jährige Medizinstudentin syrischer Herkunft, die ein Kopftuch trug, auf dem Weg von der Uni-Bibliothek zu ihrem Auto. Die Unbekannten hätten sie durch ausländerfeindliche Äußerungen beleidigt, die auf ihre Herkunft und ihre Kleidung abzielten. Sie solle „endlich deutsch“ werden, hetzten die Angreifer unter anderem. Die Studentin trug Schürfwunden und Prellungen davon. Der Fahrer eines vorbeifahrenden Autos half nicht. Die Täter hatten geschorene Köpfe, trugen aber keine typische Nazi-Kleidung. Die Göttinger Polizei berichtete der Öffentlichkeit am Mittwoch, den 18. November darüber und vermutet einen ausländerfeindlichen Hintergrund der Täter.

Der Übergriff in Göttingen zeigt wie der Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini in Dresden, wie Muslime in Deutschland steigendem Rassismus und körperlichen Angriffen ausgesetzt sind. In fast allen europäischen Ländern ist die Zahl von Diskriminierungen und Gewalttaten gegen Muslime in den letzten Jahren gestiegen. Muslime werden seit 11. September 2001, den Kriegen in Afghanistan und im Irak von verschiedenen Politikern unter Generalverdacht gestellt und in den Medien dämonisiert. Auf diesem „Feindbild Islam“ bauen die Nazis auf.
Die Gefahr für die Demokratie geht von den mörderischen Nazis und ihrer rassistischen Ideologie aus, nicht von unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Das Kopftuch ist kein Zeichen von mangelnder Integration. Jede und jeder hat das Recht, seine Religion frei auszuüben.
Die rassistische Tat von Göttingen ist ein weiterer Grund dafür, den europaweiten Aufmarsch der Neonazis im Februar 2010 in Dresden mit vereinten Kräften zu stoppen.